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Bitte keine Wildcard, ich erwarte mein erstes Baby

22.05.2019 - Hamburg, Germany

Nur Tage zuvor wurden die begehrten Wilcards für die diesjährige Weltmeisterschaft bekannt gegeben. Lauren Fendrick hat sich per E-Mail gemeldet und verkündet, dass sie ihre Wildcard abgeben muss.

„Ich bin noch immer schwanger“, sagte die Amerikanerin. „Und somit möchte ich meinen Wildcard-Antrag zurückziehen.“

Wie das so mit Anfragen läuft, man kann sich nur zurücklehnen, lächeln, antworten, sich bedanken und um ein Gespräch bitten, um den Status Quo zu besprechen.

„Wir müssen uns zwei Monate im Vorfeld für die Weltmeisterschaften anmelden. Zum Zeitpunkt der Anmeldung bestand noch die Chance, dass ich bis zur Weltmeisterschaft zurückkomme, wenn das Baby früh zur Welt kommt und sich selbst und unabhängig von anderen versorgen kann. Ich registrierte mich, um sicher zu gehen, dass ich dabei sein kann, wenn ich bereit bin zum Spielen.“, erklärte Fendrick.

Am 22. Mai, ihrem geplanten Geburtsdatum, schrieb sie, „das Baby ist noch immer im Ofen und glücklich“.

„Nachdem das Baby drei Wochen nach Ablauf der Registrierungsphase noch immer Spaß daran hatte, mir in die Rippen zu treten, wusste ich, dass sich die Weltmeisterschaft dieses Jahr nicht mehr ausgeht für mich.“

In Erwartung auf ihr erstes Kind erlebt Lauren gerade gemischte Gefühle. Vor zwei Jahren gewann die 37-Jährige, an der Seite von April Ross, Silber bei der Weltmeisterschaft in Wien, Österreich.

Die Schwangerschaft hindert sie, das Podium bei den diesjährigen Weltmeisterschaften noch eine Stufe höher zu erklimmen. Hamburg ist kein Thema für die Olympionikin von 2016.

„Meine ersten Weltmeisterschaften waren 2009 in Stavanger und ich habe bis zu diesem Interview nicht realisiert, dass ich jede Einzelne davon gespielt habe.“, sagt Lauren. „Das wird das erste Mal seit 10 Jahren, wo ich keine Weltmeisterschaft spiele.“

„Na klar bin ich deprimiert, weil ich Hamburg liebe (das war der Ort, wo sie sich mit Brooke Sweat ihr Olympiaticket für 2016 sicherte). Mit Beach Majors als Veranstalter wird es großartig. Aber für meinen Mann (Coach Andrew Fuller) und mich ist das ein unglaublicher Moment, darum glaube ich, dass es fairer Kompromiss ist.“

„In dieser Auszeit konnte ich mich mit Andrew auch mehr auf das Coaching des Stanford Beach Teams konzentrieren. Im letzten Jahr musste ich einige Trainingseinheiten und Spiele auslassen, weil mein Training und meine Turniere Priorität hatten. Dieses Jahr war ich in der Lage, mehr Zeit mit den Athleten zu verbringen und konnte einen wichtigen Grundstein legen. Ich bin schon sehr auf die Zukunft des Programms gespannt.“

„Es war großartig, das Beste aus unserem neuen Assistent Coach Louise Bawden (dreifache Olympionikin für Australien) herauszupicken. Es fühlt sich an, als ob ich meinem Coaching ein paar neue Varianten und Facetten hinzufügen konnte, obwohl ich weniger hochwertige Zeit am Sand verbracht habe.“

Anstatt ihre Zelte am Sand Am Rothenbaum aufzuschlagen, werden sie ein weiteres Jahr warten müssen. Eine weitere Reise steht definitiv auf ihrem Plan. Die Donauinsel hat seit ihrem Aufstieg 2017 einen festen Platz in ihrem Leben.

„Diese Weltmeisterschaft in Wien mit April weckt tolle Erinnerungen – es war auf jeden Fall ein Karriere-Highlight für mich.“, sagte Lauren. „Das Publikum, die Atmosphäre, unsere Nähe zu Gold – das ist mir stark in Erinnerung geblieben.“

„April und ich haben in Führung liegend nicht unser bestes Volleyball gespielt, sie litt davor an einer gebrochenen Zehe, sie konnte 6 Wochen nicht spielen. Wir haben davor einige Male zusammengespielt, aber hatten nie eine Vor- oder Nachsaison zusammen. Trotz dessen wusste ich, dass wir jeden schlagen konnten, wenn wir gut spielten.“

„Ich liebe das Weltmeisterschaftsformat und die zusätzliche Vorbereitungszeit, die wir dafür haben. Diese Zeit ist länger, als bei anderen Turnieren. Man spielt eines, maximal zwei Spiele am Tag und diese Extrazeit ist großartig, um sich auf die Spiele vorzubereiten, die Gegner zu analysieren und an der Teamstrategie zu arbeiten. Obwohl es schmerzt, die Weltmeisterschaften zu verpassen, hoffe ich, dass ich in Wien wieder dabei sein kann.“

Man muss nur auf Fendrick’s Social Media Kanäle schauen, um zu realisieren, wie motiviert sie ist, nach ihrer Schwangerschaft auf den Sand zurückzukommen. Natürlich ist dann auch ein Olympia-Qualifikationszyklus …

„Ich mache alles, um meine Rückkehr vorzubereiten. Ich bekomme von jedem großartige Unterstützung dafür. Dazu zählen meine Trainer, meine Physios, Andrew natürlich, aber auch unsere Eltern. Jeder ist auf den Weg, den wir verfolgen, fokussiert, und hilft dabei, den Erholungsprozess so angenehm, wie möglich, zu gestalten. Ich verwende zuhause einen Masimo Pulsoximeter, um mittels den Daten sicher zu gehen, dass ich weder zu viel noch zu wenig trainiere.

Tokio ist das Ziel, ein großes Ziel. Ich weiß, dass ich nicht viel Zeit habe und es viele unbeantwortete Fragen gibt, aber wir versuchen, alles was in unserer Macht steht, zu kontrollieren und gut möglichst vorbereitet zu sein.“

Fendrick wird durch eine Vielzahl von ihren Kolleginnen inspiriert, die bereits ihre Rolle als Mutter und Beach Volleyballerin unter einen Hut gebracht haben.

„Ich habe meine Familiengründung wegen dem Beach Volleyball mit Verspätung begonnen, weil es in meiner Karriere Dinge gab, da ich zuerst erledigen wollte. Jetzt gibt es eine ganze Reihe an Athleten-Mamas, die mich inspirieren und Vorbilder sind, zu denen ich aufschauen kann.“

Mit diesen Worten zollt Fendrick ihren Kolleginnen wie Kerri Walsh Jennings, Jen Kessy, ihrer ehemaligen Teamkollegin Brooke Niles, Rachel Scott, Kim DiCello, Talita Antunes, Vicky Arvanti, Elsa Baquerizo, Carol und Maria Salgado sowie Laura Ludwig Tribut, um nur einige wenige zu nennen.

Sollte es Lauren bis zum Vienna Major zurückschaffen, stellt sich die nächste große Frage: Mit wem zur Hölle soll sie spielen? Während der Saison 2018 hatte Fendrick, inklusive dem Sternchen am Beachvolleyball Himmel Sarah Sponcil in Wien, nicht weniger als sechs verschiedene Partnerinnen auf der FIVB World Tour.

„Letztes Jahr wollte ich herausfinden, mit wem ich spiele“, lacht sie. „Ich wollte herausfinden, mit wem ich zusammenpasse und plötzlich fand ich heraus, dass ich schwanger war und dann war Stillstand. Ich habe Ideen, aber vieles kommt auf die Situation der Teams auf der World Tour an.

Ich gebe alles, um mich bestmöglich vorzubereiten und dann werden wir sehen, was passiert.“

Diese Vorbereitung umfasst auch das aufmerksame Zusehen des kommenden Beachvolleyball Krimis in Hamburg sowie das Studieren der Leistungen der Teams und deren Fortschritt.

„Ich liebe es, zuzuschauen, ich bin ein totaler Beachvolleyball Freak und bei den Weltmeisterschaften wird es nicht anders sein“, sagt Lauren. „Meiner bescheidenen Meinung nach, ergibt sich der Erfolg bei den Weltmeisterschaften aus der Grundlagenarbeit in der Offseason, Pre-Season und dem Sandtraining im Vorfeld. Es geht um Überzeugung, Vorbereitung und Einsatz des ganzen Teams – Spieler und Trainer. Glück spielt immer eine Rolle oder es passieren einfach unvorhergesehene Dinge, aber wenn man gut vorbereitet ist, an sich selbst glaubt und von den richtigen Leuten umgeben ist, dann kann man sich gute Chance ausrechnen.“

Dieselben Prinzipien verfolgt Lauren auch aktuell neben dem Sand. Doch wenn die Wildcards für Wien veröffentlicht werden, dann drücken wir die Daumen, dass sie keinen Grund hat, wieder ein E-Mail aussenden zu müssen.